Mittwoch, 12. August 2009

Ein Besuch in Coelho Neto




Coelho Neto ist eine Kleinstadt, am Rio Parnaíba gelegen, mit ca. 45 000 Einwohnern. Schon in den 60er/70er Jahren kamen Firmengruppen der Agrarindustrie hierher, um Zuckerrohr zur Produktion von Zucker und Alkohol anzubauen und Bambu zu pflanzen, eine Pflanze aus der sich Papier herstellen lässt. Als sie sich ansiedelten, gab es noch keine Gewerkschaft vor Ort, die diesen Prozess kritisch begleiten konnte. Diese gründete sich erst 1974. Anders also, als in der Gemeinde in Sao Benedito, die sich bis heute gegen den Aufkauf ihrer Flächen wehrt und dabei von der örtlichen Gewerkschaft unterstützt wird.

Seit 2006 hat die Papierfabrik in Coelho Neto geschlossen und die Ernteerträge der Firma gehen direkt nach Recife zur Weiterverarbeitung. In der Zuckerrohrindustrie liegt heute der Schwerpunkt auf der Gewinnung von Ethanol. Für den Anbau wurden damals weite Flächen gerodet. Heute erstreckt sich das Zuckerrohr über eine Fläche von … .

Früher dauerte die Ernte sechs Monate lang. Heute sind es nur noch drei, weil die Böden ausgelaugt sind und nicht mehr soviel wächst. Um das Zuckerrohr zu ernten, werden als erstes die messerscharfen Blätter verbrannt. Sie bleiben auf den Feldern als Dünger liegen. Die bei der Verbrennung entstehende Asche wird vom Wind bis an die Kleinstadt Coelho Neto, die von den Anbauflächen umschlossen ist, herangetragen. Erst dann wird das Zuckerrohr per Hand von Zeitarbeitern geschnitten. Auf Grund der Unebenheit der Böden in der Region kann für diese Arbeit keine Maschine eingesetzt werden. Da kleinste Mikroorganismen bei tropischen Temperaturen den Zucker (Saccharose) in der Pflanze in kurzer Zeit abbauen, muss das geschnittene Zuckerrohr innerhalb von vierundzwanzig Stunden zur Weiterverarbeitung in die Fabrik gebracht werden.

Nach der Ernte bleibt eine triste Landschaft von abgebrannten Böden zurück, auf denen das neue Zuckerrohr heranwächst. Die Quellen, in denen das Grundwasser aus der Erde tritt, um die Zuflüsse des Rio Parnaíba mit Wasser zu speisen, befinden sich mitten in den Plantagen. Dabei wurde der Mindestabstand von fünfzig Metern missachtet. Die Zuflüsse des Parnaíbas, die sich durch die Felder ziehen und auch der Rio Parnaíba selber, dienen dem Zuckerrohrunternehmen zur Bewässerung ihrer Felder. Teilweise werden dafür auch Wasserläufe umgelegt. Das hat zur Folge, dass vor allem die Zuflüsse weniger Wasser führen und es ist stark anzunehmen, dass das Wasser durch den Einsatz von Pflanzenschutzmittel verunreinigt ist. Den Arbeitern auf den Plantagen und auch den nicht weit von den Plantagen von Subsistenzwirtschaft lebenden Gemeinschaften, dienen die Quellen schon lange als Trinkwasser.

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